Mit einem Außendurchmesser von über sechs Metern ist der Transport von Großwälzlagern eine enorme Herausforderung. Doch wie kommt ein Großwälzlager an seinen Zielort?
"Sehr gute Frage! Das Spannende am Transport eines Großwälzlagers begründet sich in den Abmessungen, in denen wir produzieren. Mit einem Außendurchmesser von meist über sechs Metern ist jeder Transport aufgrund zahlloser Infrastrukturmaßnahmen eine Herausforderung. Die Leistung besteht darin, Lösungen zu finden, um das Großwälzlager zum geplanten Termin zum Kunden / zur Kundin oder zum Hafen zu liefern."
"Bei Serienbedarfen und Projekten mit großen Außendurchmessern findet unser Erstkontakt mit dem Projekt bereits im Angebotsstadium mit dem Vertrieb statt. Dort machen wir uns erste Gedanken darüber, wie wir einen Transport zum gewünschten Lieferort organisieren können. Hier entscheiden wir, wie, zu welchen Kosten und zu welcher Laufzeit wir den Transport organisieren können und erstellen auf dieser Basis eine Kalkulation. Grundsätzlich startet unser Einsatz jedoch unmittelbar nach Fertigstellung des Produktes. Aufgrund zahlreicher Rahmenverträge mit strategischen Lieferanten und Lieferantinnen im Transport- und Verpackungssektor sind wir in der Lage innerhalb kürzester Zeit und zu vereinbarten Preisen Großwälzlager bis fünf Meter auf den Weg zu unserer Kundschaft zu bringen.
Bei Großwälzlagern mit einem Außendurchmesser von über fünf Metern ist mein Team ca. drei Monate, bei sehr aufwändigen Projekten zum Teil auch sechs bis acht Monate vor Auslieferung des Großwälzlagers mit der Transportplanung beschäftigt. Nach Festlegung der finalen Packstückdaten werden Transportausschreibungen für die relevanten Verkehrsträger durchgeführt."
"Zunächst einmal wird abhängig vom Zielland der Lieferung eine anspruchsgerechte Verpackung verwendet. Das reicht von einer reinen Folienumwicklung, über den Einsatz von Holzpaletten, bis zu Kistenverpackungen, die grundsätzlich für Überseetransporte und hochwertige Großwälzlager verwendet werden. Wann immer es aus ökologischen und ökonomischen Gründen Sinn macht, setzen wir Mehrwegverpackungen ein. So zum Beispiel bei allen Rotorlager-Lieferungen innerhalb Europas. Großwälzlager werden häufig von Spezial-LKWs transportiert, die Großwälzlager in diagonalem Zustand transportieren und dabei die Transportbreite minimieren.
Häufig ist jedoch auch bei innerdeutschen Transporten der multimodale Transport – LKW – Binnenschiff – LKW – notwendig. Bei Verschiffungen nach Übersee untersuchen wir diverse Optionen wie den Einsatz von konventionellen Frachtschiffen, Containerschiffen, Autocarriern etc. Es gibt auch Projekte, bei denen die maximal durchführbaren Dimensionen von Charterflugzeugen, wie der Antonov, bis auf die letzten Millimeter ausgereizt werden."
"Was die Ausbildung anbelangt, haben wir unterschiedliche Ausbildungsgrade und Charaktere in unserem Team: Mitarbeitende, die ein Logistik- oder Wirtschaftsstudium abgeschlossen haben oder sich noch darin befinden, Mitarbeitende mit einer technischen Ausbildung sowie Speditions- und Industriekaufleute. Ich habe im Prinzip ein sehr heterogenes Team somit ergänzen wir uns und helfen einander weiter.
2009 haben wir aufgrund steigender Dimensionen und zunehmender Bedeutung des Windenergiebereiches und im Zuge des Neubaus eines neuen Logistikzentrums unsere Teams neu aufgebaut. Dadurch haben wir eine Gruppe qualifiziert, die sich hauptsächlich mit stetig größer werdenden Windenergieprodukten befasst, respektive mit Großwälzlagern, die nicht mehr mit einem Standard-LKW oder Container transportiert werden können. Aus diesem Team, das früher Transporte mit durchschnittlich drei bis vier Meter Abmessungen organisieren musste, ist mittlerweile ein auf Großraumtransporte spezialisiertes und erfahrenes Team geworden, das täglich zahlreiche Transporte von vier bis sechs Metern, regelmäßig bis zu acht Metern, in viele Regionen weltweit organisiert.
Parallel dazu haben wir das Team für kleinere Komponenten bis knapp zwei Meter weiterentwickelt, das viele Kunden und Kundinnen weltweit mit Großwälzlagern versorgt. Der Fokus liegt hier primär auf Markt- und Zollkenntnissen, um die schnelle und reibungslose Auslieferung von kleineren Großwälzlagern in die entlegensten Winkel dieser Welt umzusetzen. Neben der Auslieferung von Großwälzlagern, kommt diesem Team aufgrund des „Global Sourcings“ eine zunehmende Bedeutung bei der Importabwicklung von Vormaterialien etc. zu.
"Mich beeindrucken letztendlich weniger die Produkte selbst, sondern viel mehr die Dimension. Das ist auch ein großer Teil der Herausforderung, vor der wir täglich in unserem Job stehen. Man kommt ins Büro und man weiß nicht, wie der Tag verlaufen wird. Man kann noch so gut planen, aber man weiß nicht, wann die nächste herausfordernde Aufgabe, gerade bei großen Transporten den bisherigen Plan zunichtemacht.
Wir wachsen täglich mit unseren Herausforderungen. Als ich bei thyssenkrupp rothe erde anfing, gab es im Projektgeschäft regelmäßig größere Lager, die man auf die Straße oder aufs Schiff brachte. Mittlerweile haben wir Tausende von Transporten im Übergrößenbereich, für unsere immer größer werdenden Serienprodukte. Zum einen ist es aufregend diese Transporte zu organisieren, zum anderen ist es sehr spannend, die Fahrzeugtechnik mit unseren Partner:innen weiterzuentwickeln, damit wir nicht nur jetzt, sondern auch in der Zukunft unsere Lager sicher, kostengünstig und nachhaltig transportieren können."
Vielen Dank für das Gespräch!
Millimeterarbeit: Verladen eines Großwälzlagers in ein Antonov-Frachtflugzeug.
Die Verpackung eines Großwälzlagers ist Teamarbeit. Hier wird ein 8 m Lager in eine zerlegbare Mehrwegkiste verpackt.