Für zwei Ölbohrschiffe haben die Kollegen und Kolleginnen in Lippstadt riesige segmentierte Großwälzlager gefertigt. Dabei gingen sie an ihre Grenzen – aber nur was den Platz betrifft.
Pottwale sind fast 18 Meter lang, Gelenkbusse und Sattelschlepper auch. 18 Meter breit ist eine vierspurige Autobahn mit Abbiegespur. Und so groß ist das größte Großwälzlager der Welt im Durchmesser. So eins hat es weltweit noch nicht gegeben. Nun allerdings wurden gleich zwei von unseren Mitarbeitenden in Lippstadt gebaut. Ende 2015 wurden sie an den Kunden ausgeliefert.
Ein Ölbohr-Spezialist aus Holland braucht die beiden Lager für einen ganz speziellen Einsatzzweck: für zwei Floating Production Storage and Offloading Units (FPSO, deutsch: Produktions-, Lager- und Verladeeinheit). Das sind zwei umgebaute Öltanker, die mit speziellen Bohrvorrichtungen ausgestattet werden. Sie können leicht zu den Ölfeldern auch in tiefen Gewässern fahren und benötigen dort keine aufwendigen Installationen, im Gegensatz zu Bohrinseln. Zudem können sie das Öl an Bord direkt weiterverarbeiten und lagern. Der Kunde / die Kundin rüstet die FPSOs „Olympia“ und „Antarctica“ aus, die 150 Kilometer vor der Südwestküste Afrikas eingesetzt werden.
Das thyssenkrupp rothe erde Großwälzlager verbindet jeweils das FPSO mit den Lagerstätten und ist somit das entscheidende Element: Ins Innere wird ein Drehturm (Turret Mooring System) montiert, durch den die Leitungen vom Schiff zu den 59 Quellen am Meeresgrund führen. Dadurch ist das FPSO in der Lage, sich je nach Strömung und Wellengang zu positionieren, ohne dass sich dabei die Rohre verdrehen. „Damit hatten wir dem Kunden bewiesen, wozu wir in der Lage sind“, erzählt Anja Quadflieg, Vertrieb Großwälzlager Offshore, Tunnelvortrieb, Krane bei thyssenkrupp rothe erde.
Die erste Anfrage zu diesem Großauftrag kam im Sommer 2013 per E-Mail. „Die größten Großwälzlager, die wir bis dahin gefertigt hatten, waren 14 Meter groß“, sagt Anja Quadflieg, die das Projekt geleitet hat. „Damit hatten wir dem Kunden bewiesen, wozu wir in der Lage sind“. Ende 2015 waren die Lager fertig und wurden nach Abu Dhabi geliefert. Nach dem Einbau des Pipeline-Drehturms ging es für die Apparatur schließlich zur Werft nach Singapur, die die Öltanker zu FPSOs umbaut.
Der Auftrag war technisch wie logistisch anspruchsvoll: Normalerweise richtet sich der Durchmesser von Lagern nach der geplanten Belastung. Zugleich sollen sie jedoch nie größer als nötig sein. Für Kräne oder Windkrafträder werden daher meist nahtlose Ringe mit einem Durchmesser von bis zu acht Metern geschmiedet – größere sind schlicht nicht transportierbar. In diesem Fall aber wurde der Durchmesser vom Umfang der Leitungen vorgegeben, die durchpassen sollen. Das Großwälzlager für die FPSO musste deutlich größer sein und wurde daher segmentiert gefertigt. Jedes einzelne Element misst dennoch sechs Meter.